Kann Spuren von Erdnüssen enthalten? Neue Hoffnung für Allergiker

Erdnüsse und daraus gewonnene Erzeugnisse gehören zu den häufigsten Auslösern von Allergien. Studien besagen, dass – selbst bei strikter Meidung – 40 Prozent der Erdnussallergiker im Durchschnitt einmal alle drei Jahre auf ungewollten Erdnussverzehr reagieren. Diese unvorhersehbaren allergischen Reaktionen sind die häufigste Ursache von Todesfällen bei der Nahrungsmittelanaphylaxie (Allergieschock). Deswegen muss stets angegeben werden, wenn Erdnussbestandteile in anderen Nahrungsmitteln enthalten sind – und seien es noch so geringe Mengen. Aber es gibt Hoffnung für Erdnussallergiker: Ein neues Medikament wurde entwickelt, das nun in der Sophienklinik zum Einsatz kommt.

Das Medikament Palforzia® ist eine orale Immuntherapie zur Linderung allergischer Reaktionen einschließlich der lebensbedrohlichen Anaphylaxie, die als Sofortreaktion den ganzen Organismus erfassen kann. Die Therapie findet bei Betroffenen im Alter von vier bis 17 Jahren Anwendung und kann ab 18 Jahren fortgesetzt werden. Palforzia® wurde von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA), der Europäischen Kommission (EC), der britischen Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) und Swissmedic zugelassen. Nicht geeignet ist das Medikament für die Notfallbehandlung von allergischen Reaktionen. Zudem sollte es immer mit einer Diät kombiniert werden, bei der auf Erdnüsse verzichtet wird.

Dr. Molitor

Seitens der Sophienklinik ist Dr. Stephan J. Molitor der Experte auf dem Fachgebiet der Allergologie. Für ihn „ist die neue Immuntherapie ein Meilenstein, der eine nie gekannte Sicherheit in Bezug auf die Gefahr einer erdnussbedingten Anaphylaxie verspricht. Studien mit dem Medikament haben gezeigt, dass die Patienten nach zwei Jahren Therapie zu 96 Prozent 1.000 Milligramm Erdnussprotein – das entspricht drei bis vier Erdnüssen – ohne Beschwerden essen können. 80 Prozent konnten sogar schon das Doppelte vertragen.“ Bei den betroffenen Jugendlichen, die zurzeit bei Dr. Molitor in Behandlung sind, ist also Geduld gefragt: „Wir gehen davon aus, dass nach einer mindestens dreijährigen Therapie bis zu maximal zehn Erdnüsse vertragen werden. Das klingt nach wenig, ist aber ein erheblicher Gewinn an Lebensqualität. Denn die Gefahr des Allergieschocks durch versehentlich gegessene Erdnussbestandteile wäre damit deutlich reduziert.“ 

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