Allein in Deutschland erfährt jährlich fast eine halbe Million Patienten durch eine Prothesenimplantation an Knie- und Hüftgelenk die Beseitigung ihrer quälenden Schmerzen sowie eine Wiederherstellung ihrer Lebensqualität. Am 16. November 2019 fand unter der Leitung von Dr. Ryszard van Rhee (Orthopäde, Unfallchirurg und Rheumatologe, Leiter des EPZ an der Sophienklinik) eine Informationsveranstaltung für Patienten unseres EndoProthetikZentrums statt, bei der wir gut 100 Gäste begrüßen durften.
Nach der herzlichen Begrüßung durch Eva Lindemann (Verwaltungsleitung) mit Premiere des neuen Imagefilms der Sophienklinik berichtete Dr. van Rhee über den Verlauf vom ersten Schmerz des Patienten mit allen wichtigen Diagnostik- und Therapiemaßnahmen bis hin zum stationären Aufenthalt in der Sophienklinik. Dabei wurden die Vorgehensweisen prä- und post-OP erwähnt und ausführlich darauf eingegangen, wann und bei welchen Patienten eine Prothese sinnvoll ist.
Zu Beginn des Vortrags von Dr. Christian Sagebiel (Anästhesist und Schmerztherapeut) erklärte sich spontan eine sich derzeit in der Klinik befindliche Patientin bereit, den Zuhörern von ihrer „Krankengeschichte“ zu erzählen. Die Patientin, die fünf Tage zuvor eine Knieprothesenoperation erhalten hatte, berichtete eindrucksvoll von einer erstmaligen Schmerzfreiheit nach mehreren Jahren. Auch die OP und die erhaltene Spinalanästhesie hat sie gut in Erinnerung behalten. Auf diese Thematik ging Dr. Sagebiel sodann im Detail ein und argumentierte mit Pro-Belegen von Spinalanästhesien – denn die Ziele der Anästhesisten sind die Angstfreiheit und das Komfortgefühl der Patienten während einer OP. Aber auch nach der OP wird alles unternommen, um möglichst schmerzfrei zu sein – hierzu ist der Akutschmerzdienst ständiger Ansprechpartner für alle Patienten während des Aufenthaltes in der Sophienklinik.
Nach einer kurzen Pause, einer kleinen Stärkung und dem Besuch der Ausstellung, bei der Brandes & Diesing, Ottobock, DePuy, Grünenthal, Stadapharm und die Median-Kliniken einen Informationsstand hatten, stand die physiotherapeutische Behandlung nach Protheseneingriffen sowie die anschließende Reha im Mittelpunkt. Der Vortrag von Alexandra Drees (Physiotherapie Sophienklinik) und Holger Strübig (Therapieleiter Median-Kliniken) endete mit dem Fazit: Man sollte so früh wie möglich mit der Physiotherapie und der Reha anfangen, denn koordinative Aufgaben, die mit dem Gehirn verbunden sind, müssen wieder genauso funktionieren wie vorher. Das künstliche Gelenk, die Muskeln drum herum und das Weichteilgewebe müssen wieder Aufgaben übernehmen und umso früher der Patient damit anfängt, desto leichter ist der Umgang später mit der neuen Prothese. Deshalb beginnt die Physiotherapie in der Sophienklinik bereits am OP Tag, sobald der Patient sich dazu in der Lage fühlt. Die Übungen (u.a. Gangschulen, Treppensteigen, usw.) finden den ganzen Aufenthalt über jeden Tag statt, denn die Beweglichkeit muss wiederhergestellt werden. Das oberste Ziel ist es, dass der Patient wieder in der Lage ist, sich selbst zu versorgen.
Der abschließende Vortrag „Leben mit einem Kunstgelenk – Was darf ich machen und was nicht?“ von Dr. Carsten Riemer (Orthopäde und Unfallchirurg) betonte noch einmal wie wichtig es ist, dass der Patient bereits mindestens drei Monate vor der OP spezielle Übungen und Krafttraining macht, denn je besser die muskuläre Ausgangssituation ist, desto besser wird die Lebensqualität nach der OP. Die sportlichen Aktivitäten können 3-6 Monate nach der OP wieder aufgenommen werden, allerdings sollte man bei der Sportart bleiben, die auch vorher ausgeübt wurde, denn die Belastungen der einzelnen Gelenke sind bei jeder Sportart unterschiedlich. Auch das Autofahren ist relativ früh nach der OP wieder möglich.
Zum Schluss konnten die Patienten noch an einem Rundgang durch die Klinik teilnehmen – so konnte man schon einmal einen kleinen Einblick in einzelne Behandlungsräume sowie die Patientenzimmern gewinnen.
Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten für eine tolle und informative Veranstaltung!