Knochenwachstum durch Nagel und Magnetkraft

Erste Operation zur Extremitätenverlängerung in Sophienklinik durchgeführt

Unterschiedliche Beinlängen sind gar nicht so selten. Ist die Differenz jedoch zu groß und konservative Maßnahmen reichen nicht mehr aus, leiden die Betroffenen permanent unter Schmerzen und haben zahlreiche Einschränkungen im Alltag. So auch der 19-jährige Matin Shariyani, dessen linkes Bein nach einem Verkehrsunfall im Kindesalter fast vier Zentimeter kürzer war als das gesunde. In der Sophienklinik wurde dem jungen Patienten nun ein magnetgetriebener Marknagel in den Unterschenkel eingesetzt, der innerhalb von rund zwei Monaten die Längendifferenz ausgleichen wird.

Physiotherapie und orthopädische Einlagen reichten bei Matin Shariyani nicht mehr aus, um ihm ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen. „Ich hatte ständig Rückenschmerzen“, beschreibt der Patient und führt aus, dass sein behandelnder Orthopäde, der Belegarzt Dr. Babak Zargar Amini, ihm die Verlängerung seines zu kurzen Beines mit Hilfe der modernen Medizintechnik vorgeschlagen hat. Einzige Voraussetzung war, dass Shariyani ausgewachsen sein müsse.

Im Rahmen einer Einweisung erhielt unser Patient vom Experten eine genaue Anleitung über den Einsatz des Gerätes zur Fernsteuerung des Marknagels. Die korrekte Positionierung ist hierbei besonders wichtig.

Vor rund einer Woche wurde nun dem Patienten in einer mehrstündigen Operation ein besonderer Marknagel in das Schienbein implantiert. Bereits wenige Tage nach dem Eingriff bekam er die Einweisung, wie er mit Hilfe einer speziellen Fernsteuerung, die unterhalb des Knies aufgesetzt werden muss, den Verlängerungsprozess aktiviert. „Jeden Tag drei Mal muss ich das ab jetzt machen und jedes Mal wird der Mechanismus im Nagel in Gang gesetzt“, bescheibt Shariyani den Vorgang. Schmerzen hat er bei dieser Behandlung keine. Seitdem der Wundscherz nach der Operation nachgelassen hat, benötigt er keine Medikamente mehr. Dr. Amini hat dem Patienten erklärt, dass sein Unterschenkel nun jeden Tag ca. einen halben Millimeter wachsen wird.

Drei Mal täglich wird der Patient nur den Verlängerungsprozess aktivieren. 50 bis 60 Tage später wird der durch die moderne Technik stimulierte Wachstumsprozess abgeschlossen sein.

„Das bisher übliche OP-Verfahren bei zu kurzen Extremitäten sieht den Einsatz eines sogenannten „Fixateur externe“ vor, bei dem der Zug über ein Gestell von außen auf die Extremität ausgeübt wird“, erläutert Dr. Amini das in der Sophienklinik erstmalig angewandte Verfahren. „In 50 bis 60 Tagen wird der Verlängerungsprozess abgeschlossen sein. Dann ist der Knochen zwar noch sehr empfindlich, aber sechs Monate später wird Herr Shariyani ein ganz normales Leben führen können, ohne Schmerzen und auf zwei gleichlangen Beinen“, führt der Belegarzt der Sophienklinik aus. Darauf freut sich sein Patient natürlich besonders. „Dann kann ich endlich richtig Sport treiben“, sagt Shariyani strahlend.